Retinopathia praematurorum – wenn die Netzhaut von Frühgeborenen geschädigt ist

Die Retinopathia praematurorum, die auch als Frühgeborenen-Retinopahtie bekannt ist, handelt es sich um eine Schädigung der Netzhaut, die bei Frühgeborenen auftritt. Bei Säuglingen, die unter dieser Krankheit leiden, bilden sich im Gewebe der Netzhaut Gefäßwucherungen.

Verursacht wird die Retinopathia praematurorum dadurch, dass die Entwicklung der Blutgefäße in der Netzhaut wegen einer Frühgeburt gestört ist. Denn im Normalfall wachsen sich die Blutgefäße in der Netzhaut circa ab der 16. Schwangerschaftswoche bis zum Zeitpunkt der Geburt in das Gewebe ein. Weil die Konzentration an Sauerstoff im Blut des Kindes relativ niedrig ist, so lange sich dies im Mutterleib befindet, kann sich das am Augenhintergrund befindliche Gefäßnetz intakt ausbilden. Die Blutgefäße in den Augen haben sich dann bis zum regulären Geburtstermin intakt gebildet. Weil der Säugling nach der Geburt in einer Umgebung mit einem höheren Sauerstoffgehalt nach der Geburt selbstständig atmet, steigt automatisch auch die Sauerstoffkonzentration in seinem Blut an. Hat sich da Blutgefäßnetz bis dahin komplett ausgebildet, hat das keine negativen Auswirkungen.

Bei Frühgeborenen ist die Situation jedoch anders: Weil sich die am Augen befindlichen Blutgefäße noch nicht voll ausgebildet haben, wird deren Bildung durch den höheren Sauerstoffgehalt gestört. Hinzu kommt, dass Frühgeborene oftmals künstlich beatmet werden müssen, wodurch die Sauerstoffkonzentration im Blut noch weiter ansteigt. Dadurch dürfte nach Meinung von Fachleuten das Wachstum der Blutgefäße zunächst einmal gestoppt werden. Darauf reagiert das Auge anschließend durch eine überschießende Neubildung von Gefäßen. Das wiederum hat zur Folge, dass sich die Netzhaut unter Umständen stark verändert oder sogar ablöst. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang unter andrem wachstumsfördernde Botenstoffe. Sofern eine Retinopathie praematurorum vorliegt, kann diese zu Sehstörungen und sogar zur Erblindung führen.

Die Risikogruppen und die Häufigkeit

Ein erhöhtes Risiko, an einer Retinopathia praematurorum zu erkranken, haben Säuglinge, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren werden oder bei der Geburt unter 1.500 Gramm wiegen. Erhöht ist das Risiko einer Erkrankung außerdem, wenn sie drei Tage oder länger künstlich beatmet werden oder unter weiteren Erkrankungen leiden.

Etwa 50 Prozent aller Frühgeborenen, die zum Zeitpunkt der Geburt weniger als 1.000 Gramm wiegen, leiden unter einer Retinopathia praematurorum. Bei Frühgeborenen, die weniger als 1.750 Gramm wiegen, sind es immerhin noch etwa zehn Prozent. Allerdings sind Frühgeburten – also eine Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche, in Deutschland relativ selten – etwa neun Prozent der Kinder werden zu früh geboren.

Die Ursachen einer Retinopathia praematurorum

Weil sich die Netzhaut des Säuglings erst zu einem relativ späten Zeitpunkt der Schwangerschaft entwickelt, wird die Retinopathia praematurorum dadurch ausgelöst, dass die Netzhaut nicht vollständig ausgereift ist. Das ist jedoch üblicherweise erst zum regulären Geburtstermin der Fall. Weil die Gefäße der Netzhaut für ihre Entwicklung einen niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut benötigen, kann sich der höhere Sauerstoffgehalt der Luft, der bei einer künstlichen Beatmung noch höher ist, negativ auswirken.

Unter anderem besteht die Gefahr, dass die Blutgefäße in den Glaskörper hineinwachsen und ins Innere des Auges bluten. Eine weitere Gefahr besteht darin, dass sich aus Bindegewebe Membranen ausbilden, welche sich zusammenziehen, wodurch die Netzhaut vom Augenhintergrund gelöst werden kann. Aber auch weitere Faktoren wie das sozial Umfeld, die Ernährung sowie die genetische Veranlagung können am Entstehen dieser Augenkrankheit beteiligt sein.

Das sind die Symptome einer Retinopathia praematurorum

Die Neugeborenen können die Symptome, die mit einer Retinopathia praematurorum einhergehen, selbst nicht wahrnehmen und mitteilen. Risiko-Früchen sollten deshalb regelmäßig vom Augenarzt untersucht werden, damit die Veränderungen an der Netzhaut frühzeitig erkannt werden. Insgesamt wird die Retinopathia praematurorum in fünf Schweregrade eingeteilt, die anhand der Symptome definiert werden.

Wie wird die Retinopathia praematurorum diagnostiziert?

Sollte ein Verdacht auf eine Retinopathia praematurorum vorliegen, ist eine genaue Untersuchung der Netzhaut des Säuglings erforderlich. Der Augenarzt tropft dem Kleinkind dafür spezielle Augentropfen in die Augen, durch welche die Pupillen erweitert werden. Sobald anschließend der Untersuchungsraum abgedunkelt ist, bringt der Arzt eine feine Lidsperre an, durch welche die Augenlider auseinander geschoben werden. Während der kompletten Untersuchung bleibt das Auge also geöffnet.

Anschließend untersucht der Augenarzt die Netzhaut des Kleinkindes mit Hilfe eines Augenspiegels. Durch dieses Instrument wird die Netzhaut mehrfach vergrößert, sodass der Arzt sie nach typischen Veränderungen untersuchen kann.

Wie wird eine Retinopathia praematurorum therapiert?

Welche Form der Therapie gewählt wird, hängt bei einer Retinopathia praematurorum davon ab, in welchem Stadium die Krankheit ist und wie schwer die Netzhaut darunter geschädigt ist. Eine Therapie kann bereits ab dem dritten Stadium notwendig sein. Die Frage, ob die Therapie direkt gestartet wird oder stattdessen eine engmaschige Kontrolle stattfindet, muss der Arzt entscheiden.

Der Verlauf einer Retinopathia praematurorum

Sofern die Retinopathia praematurorum in einem frühen Stadium erkannt und behandelt wird, ist die Prognose gut. Aber auch dann handelt es sich um eine Erkrankung, welche die Betroffenen ihr ganzes Leben lang verfolgen kann. Spätfolgen können nämlich auch noch bei Jugendlichen und Erwachsenen auftreten. Beispielsweise in Form von Narben in der Netzhaut, welche Kurzsichtigkeit zur Folge haben können. Auch eine sekundäre Netzhautablösung, die möglicherweise ein Erblinden zur Folge hat, oder andere Probleme können auftreten.

Diese Komplikationen lassen sich aber durch eine regelmäßige Nachkontrolle rechtzeitig erkennen, sodass Folgeerkrankungen vermieden werden können. Die Untersuchungen sollten bei Frühgeborenen in jedem Fall bis zum vollendeten sechsten Lebensjahr erfolgen.


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